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Törnbericht 3 Schiff: RAMONA Crew: Gabi, Skipper-Titus Datum: 4. Sep.- 9.Sep. 2006 Das Jahr 2006 war sicherlich eines der schlimmsten Jahre meines Lebens. Es war geprägt von Umbrüchen und schwerer Erkrankung / Tod meiner Mutter. Um ein wenig auf andere Gedanken zu kommen, entschied ich mich, zusammen mit meiner neuen Partnerin Gabi, es einmal auf einem Schiff zu versuchen. Da ich bei meiner ersten Tour im Mai 2006 (Törnbericht 4) sehr gute Erfahrungen mit Euro-Charter gemacht hatte, entschied ich mich erneut für diesen Vercharterer. Nach einem Blick auf die Flotte von Euro-Charter war meine Entscheidung diesmal die RAMONA. Ein Schiff, dass anhand der technischen Daten überzeugte. Nicht zu groß, gut ausgestattet und zur Not, allein zu steuern. Sollte es doch eine Jungfernfahrt für Gabi sein. Sie war noch niemals auf so einem Schiff. Na! Das kann ja was werden... Gabi ist skeptisch. Wir fuhren am Montag, dem 04.09.2006, morgens um 9:30 Uhr von Marl los. Punkt 12 Uhr waren wir in Sneek. Ein Kaffee bei Nüssings und ein nettes Pläuschchen lockerten Gabi auf. Nach kurzer Einweisung, fuhren wir um 12:30 Uhr in Richtung Lemmer. Andre Nüssing hatte nicht zu viel versprochen, RAMONA ist ein sehr gutmütiges Schiff. Sehr übersichtlich und ein starkes Bugstrahlruder. Traversieren leicht gemacht auch für Anfänger. Wir fuhren aus dem Heimathafen in Sneek, über den Princess-Margriet-Kanaal (PMK) Richtung Lemmer. Das erste Anlegemanöver nach 12 sm um 15:00 Uhr klappte auf Anhieb, und fast mit Augen zu. 2:30 h schrieb ich ins Logbuch. Den Abend verbrachten wir mit einem gemütlichen Spaziergang durch Lemmer und einem leckeren Essen im Pannkoekenhuis "De longe Piet". Die Schneewittchen (Radler) waren nicht zu verachten. Am nächsten Morgen, Dienstag dem 05.09.2006, fuhren wir um 10:20 Uhr von Lemmer an Sloten vorbei, über das Sloter Meer nach Balk. Die Etappe war kurz. 10 sm und 3:05 h Maschinenfahrt zeigen, dass wir es gemütlich angehen ließen. In Balk gibt es einen tollen Italiener. Hier ist das Schnitzel "Hans" zu empfehlen. Es steht auf keiner Karte. Man sollte ausgehungert dort aufschlagen, da man ansonsten den Teller nicht leer isst. Mein Tipp: Pfeffersoße dazu bestellen. Ein Verdauungsspaziergang ist empfehlenswert. Schnitzel Hans beim Italiener in Balk... Am Mittwoch, dem 06.09.2006, fuhren wir, von Balk aus, über das Sloter Meer nach Woudsend. Nach der Brückendurchfahrt fuhren wir über das Heeger Meer. Kurz vor Heeg bogen wir nach rechts ab, um kurz darauf unseren Kurs nach backbord zu ändern. Ein kurzer Stopp in Ijlst für eine Frikandel und Patat spezial bei der "witte Kat", anschließend noch weiter bis Sneek. In Sneek übernachteten wir direkt vor dem Sneeker Stadttor. Auf unserem Stadtspaziergang kamen wir an einer sehr guten Eisdiele vorbei. Das Softeis ist Pflicht: 1,2 orange oder so ähnlich hieß der Laden. Der Betriebsstundenzähler zeigte 4:25 h mehr an und das für nur 10 sm. Wir hatten es ja wirklich nicht eilig. Sneeker Stadttor bei Nacht Der alte Mann und der Graureiher... Von einem besonderen Erlebnis möchte ich hier auch noch berichten: Als wir vor dem Stadttor in Sneek anlegten, tranken wir erst einmal einen Kaffee auf dem Achterdeck. Dabei fiel uns ein Mann, im Rollstuhl sitzend, am anderen Kanalufer auf. Keine 5 m von ihm entfernt saß ein Graureiher auf einem Rohr. Er wartete geduldig, bis der Angler einen Fisch am Haken hatte. Sobald das der Fall war, wandte der Graureiher dem alten Mann den Kopf zu. Dieser nahm den Fisch vom Haken und warf dem Graureiher den Fisch zu. Der Graureiher verputzte den Fisch und schaute wieder auf das Wasser. Das wiederholte sich in der Stunde, die wir die beiden beobachteten, bestimmt 5-6 mal. Als der Mann seine Angel einpackte, schwang der Graureiher seine Flügel und flog knapp über der Wasseroberfläche an uns vorbei. Es war das Gesamtbild, was uns fasziniert hat. Und das war auch sehr bewegend. Das werden wir nicht mehr vergessen. Am Donnerstag dem 07.09.2006, machten wir uns um 9:35 Uhr an die Stadtdurchfahrt durch Sneek und seine Brücken. Unser Etappenziel war Grouw. Wir legten bei Euro-Charter einen Zwischenstopp ein, tankten Frischwasser und frühstückten erst einmal. In Grouw um 14:10 Uhr angekommen, schauten wir uns in dem beschaulichen “Örtchen” einmal um. Sehr zu empfehlen. Unsere "Nachbarn" waren uns dankenswerter Weise bei unserem Anlegemanöver behilflich. Böen machten ein Anlegen etwas schwierig. Nichts Dramatisches, aber man ist für eine hilfreiche Hand, die die Bugleine "fixt", immer dankbar. Wir bedankten uns mit einem 12er Pack Heineken und verbrachten einen wunderschönen Abend mit unseren "Rettern" Tomke und Mirko. Dieses Kennenlernen und die eventuell daraus resultierenden Abende sind für mich einer der großen Reize des Bootfahrens. Mirko und Tomke, unsere "Retter" in Grouw beim Ablegen ... finde den Fehler ;-) Am Freitag den 08.09.2006, eskortierten wir Tomke und Mirko durch den Prinsenhof nach Ernewoude. Nach einer Ehrenrunde im Hafenbecken, verabschiedeten wir uns mit einem letzten Gruß des Schiffshorns. Die Rückfahrt nach Grouw führte uns durch enge Kanäle im Princenhof. Ein Naturschutzgebiet, dass hinter jeder Ecke wieder etwas für`s Auge bietet. In Grouw ist das Wappen von Grouw und der Italiener auf der rechten Seite am Ortseingang zu empfehlen. Das Teehuis ist manchmal arg überfüllt, aber auch sehr gut. Die "Rundreise" dauerte 4:35 h, es kamen 9 sm auf unser Seemeilenkonto. Wir blieben noch eine weitere Nacht in Grouw. Am letzten Tag unserer Reise, Samstag, dem 09.09.2006, fuhren wir über das Sneeker Meer zurück nach Sneek, reinigten das Schiff und gaben die Ramona schweren Herzens wieder ab. Alles in Allem eine rundum gelungene Woche. Mein Crewmitglied schlug sich tapfer, die An- und Ablegemanöver verliefen reibungslos. Sollte der Eindruck entstanden sein, unsere Tour hätte ausschließlich aus Essen bestanden, so ist das nicht von der Hand zu weisen. Seeluft macht hungrig! Verbrauch: 21 Maschinenstunden, 111 Liter Diesel getankt. Bei im Schnitt 1800 Umdrehungen macht das einen Verbrauch von ca. 5,28 Liter/Stunde. Sehr gut!
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